Schiedsrichter (Foto Header: Piero Lüthold, WKF Referee, Präsident der Nationalen Schiedsrichterkommission) zu sein ist keine leichte, und schon gar keine dankbar Aufgabe. Derjenige, der die Punkte erhält, ist erfreut, derjenige, der den vermeintlichen Punkt nicht erhält, enttäuscht. Der eine Coach ist zufrieden, der andere Coach zeigt seinen Missmut, sein Missfallen über den nicht gesehenen Punkt, mal deutlicher, mal weniger. Schiedsrichter zu sein fördert weder die psychische Gesundheit, noch fördert sie Freundschaften.

Schiedsrichter (Foto: Anushanth Selvam, Nationalschiedsrichter B SKF, Mitglied der Sportkommission NAKV / Neuer Aargauer Karate Verband) sehen, wie alle Menschen auch, nicht immer alles, können nicht alles sehen, weil ganz einfach der Sichtwinkel dies nicht zulässt. Darum wird jeder Kampf von vier Unparteiischen bewertet. Diese müssen in der Lage sein, innert einer Sekunde, alle Kriterien (gute Form, sportliche Einstellung, kraftvolle Ausführung, Aufmerksamkeit/Wachsamkeit, gutes Timing, korrekte Distanz, kein übermässiger Kontakt) richtig zu bewerten. Wie erfolgt dies?

Die Wahrnehmung erfolgt über das Sinnesorgan sehen. Das GESEHENE kommt in den Kopf, in die Grosshirnrinde hinein. Dort erfolgt die Bewertung im Kurzzeitgedächtnis. Nun muss man wissen, dass der Mensch als Subjekt eben nie objektiv wie ein Zeitmesser entscheiden kann. Es ist immer seine ur-eigene, persönliche Bewertung. Der sogenannte Mandelkern im Gehirn bewertet jegliches Geschehen auch immer emotional und greift dabei auch auf Situationen zurück, die schon einmal da waren. Deshalb entstehen viele Bewertungen auch durch Intuition und durch die Persönlichkeit des Schiedsrichters.

Die SKF-Schiedsrichter sind sich bewusst, wie die Entscheidungsprozesse ablaufen und wie es möglich ist, dass Expertenwissen über die zu bewertenden Punkte, möglichst weit, unabhängig von Emotionen, an eine zumutbare Subjektivität anzunähern.